Eine Reise nach Shanti Bhavan
Schätzt du dein Land und deine Möglichkeiten? Dass du ein Dach über den Kopf hast und genug zu essen hast? Dass du ein Recht auf Arbeit, Schulbildung und deine eigene Meinung hast? Dass du in Frieden lebst und du Zugang zu medizinischer Versorgung und Sozialleistungen hast? Ist dir wirklich bewusst, was du alles hast und bist du auch dankbar dafür? Heute werde ich über Shanti Bhavan berichten, eine gemeinnützige Schule, die das Ziel verfolgt, Kinder aus der Armut rauszuholen.
Viele Menschen begegnen dem Leben mit einer Selbstverständlichkeit, weil sie vergessen haben, wie gut es ihnen in Wahrheit geht. In vielen Köpfen drehen sich die Gedanken mehr um das was fehlt, als um das was wir alles haben. Der Mensch ist ein Getriebener, nährt durch den ständigen Vergleich mit anderen seine Eifersucht, seinen Neid und seinen Geiz und gepaart mit dem ständigen Streben nach Anerkennung und Erfolg erzielt er vor allem eines: chronische Unzufriedenheit. Doch dabei bleibt meiner Meinung nach etwas Essentielles auf der Strecke: die Liebe und Freude am Leben, vor allem, die man durch eine Gemeinschaft erhält.
Wie komme ich zu dieser Erkenntnis?
Vor kurzem habe ich eine Dokumentarreihe über eine beindruckende Schule, namens Shanti Bhavan, gesehen. Shanti Bhavan ist eine indische Schule für Kinder der untersten sozialen Schicht – genannt die „Unberührbaren – im indischen Kastensystem, welches auf Einteilung der Menschen in Gruppen basiert und einer strengen Rangordnung unterliegt. Shanti Bhavan unterstützt diese Kinder 17 Jahre lang – vom ersten Tag an, wo sie in die Schule kommen, bis zum ersten Tag ihrer ersten Arbeitsstelle. Dr. George, der Gründer von Shanti Bhavan, hat die Vision mit einer werteorientierten Erziehung und exzellenter Schulbildung die Kinder zu außergewöhnlichen Führungskräften zu erziehen, um die Generationenarmut zu durchbrechen. Die Kinder sollen in der Zukunft ihren Platz in der Gesellschaft finden, gutes Geld verdienen und so ihre Familien unterstützen können. Zugleich sollen sie 100 andere Menschen begeistern, dasselbe zu tun, damit sich die indische Gesellschaft durch die Kraft der Duplikation nachhaltig zum Positiven verändern kann.
Die Welt braucht Vorbilder
Diese Dokumentarreihe hat mich zutiefst berührt und mir in Erinnerung gerufen, wie dankbar ich für meine Herkunft sein darf. Die unterste soziale Schichte in Indien hat kaum irgendwelche Perspektiven oder Chancen, geschweige denn wenn man als Frau geboren wird. In dieser Kaste wird man als Frau minderwertig behandelt, darf man nur bis zu einer gewissen Zeit zur Schule gehen (wenn überhaupt), muss man sich dem männlichen Geschlecht fügen, ist man ständig seelischen, wie körperlichen Misshandlungen ausgesetzt, wird man quasi als Kind fremdbestimmt verheiratet (oft mit dem eigenen Onkel), bekommt man quasi als Kind schon Kinder, muss man schwer und hart arbeiten und all das für eine Zukunft, die schier aussichtslos erscheint. Doch es gibt Hoffnung: nämlich Menschen, wie Dr. George, die alles dafür tun, um etwas an dieser Geschichte zu verändern. Es braucht Mut, Tatkraft, einen starken Willen und einen unerschütterlichen Glauben Dinge zu tun, die unsere Mitmenschen vorerst noch nicht sehen bzw. verstehen können. Es braucht Menschen, die Verantwortung übernehmen und mit gutem Beispiel vorangehen und das Feuer in anderen Menschen entzünden. Es braucht Menschen, die für eine Vision brennen und andere Menschen dafür gewinnen.
Worum es in Shanti Bhavan wirklich geht
An dieser Stelle möchte ich die Worte einer Studentin von Shanti Bhavan zitieren, die ich voll und ganz unterschreiben kann: „Dr. George hat uns stets an das erinnert, was Shanti Bhavan ausmacht: Es geht nicht um die schöne Anlage mit ihren Gebäuden und Gärten. Auch nicht um die Menschen, die hier arbeiten. Nicht um mich und noch nicht einmal um euch alle. Es geht um all das, was wir zusammen erreichen, darum wie das Leben sich verändert, wie man sich um Familien kümmert, um das, was man für andere tut und um die Ideale von Gleichheit, Wahrheit, Großzügigkeit und Mitgefühl und schließlich um die Ehrfurcht vor dem Leben.“
„Together is better“
Inspiriert von diesen bewegenden Worten stärkt es meinen persönlichen Glauben: „Together is better“. Es geht sehr wohl um mich, aber vor allem um ein starkes WIR – und zwar die persönlichen Fähigkeiten und Talente auf einen gemeinsamen, starken Nenner zu bringen – eine Vision, die größer ist, als wir selbst. Das stiftet nicht nur einen besonderen Wert für die Allgemeinheit, sondern bringt auch die Wertschätzung, nach der wir uns innerlich sehen und führt in meinen Augen zu einem liebevollen und freudvollen Leben.
Shanti Bhavan ist für mich ein sehr gutes Beispiel, wie man zusammen einen großen Beitrag in der Gesellschaft leisten kann. Alleine mag der Weg oft einsam und beschwerlich sein, in einer Gemeinschaft hilft man sich gegenseitig, gerade dann, wenn es mal schwierig ist. So bin ich felsenfest davon überzeugt, dass wir zusammen Großartiges bewegen können.
Eure Bianca – Happiness ist eine Entscheidung
Ps.: Hier gelangst zur genannten Dokumentarreihe „Töchter des Schicksals“, wo es um Shanti Bhanvan geht.